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Hallo liebe Freunde, ich schreibe zurzeit an einer Geschichte, über die ich mir lange und breit Gedanken mache, aber ich möchte sie euch auch nicht vorenthalten. Ich habe vor, eine richtig lange Geschichte daraus zu machen, die vielleicht eines Tages auch mehrere "Bücher" füllt, aber ich lasse mir auch richtig viel Zeit damit, und ändere auch wahrscheinlich noch nachträglich Dinge, also erwartet nicht dass hier jede Woche oder so neuer Content rausgehauen wird, vielleicht jeden Monat ein Kapitel oder so, wer weiß. Außerdem werde ich nur vollendete Kapitel posten, und die Kapitel können durchaus sehr lang oder auch sehr kurz seien, das ist unterschiedlich, aber jedes Kapitel soll ein bestimmtes Muster einhalten. Momentan habe ich noch nicht "viel" produziert, lediglich den Prolog kann ich ohne schlechtes Gewissen posten, um euch, die ihr noch nichts von der eigentlichen Handlung wisst, "anzuteasen". Stand: 15.9.14 Prolog Kapitel 1: Ohne viel Gerede, hier der Prolog: Prolog
Habt ihr euch schon mal gefragt, ob es ein Leben nach dem Tod gibt? Oder was mit jemandem passiert, der gestorben ist? Ob es ein „danach“ gibt? Sicherlich haben es sich der ein oder andere von euch schon einmal durch den Kopf gehen lassen. Henry hat noch nie über so etwas nachgedacht. Er dachte an einen sonnigen und weißen Sandstrand irgendwo in der Karibik…
Kapitel 1: Der Büromensch
…die warme Sonne schien auf seinen nackten Oberkörper, die Wellen rauschten vor ihm, die Sonnenbrille im ¬¬¬¬¬¬Gesicht verdeckte die Augen, aber nicht das breite Grinsen. Eine halbnackte Karibikeinwohnerin brachte ihm gerade einen eiskalten, fruchtigen Drink mit Eiswürfeln und einem kleinen Schirmchen, als plötzlich eine Faust auf seinen Schreibtisch donnerte. „Verdammt, Henry, hören Sie mir überhaupt zu?“ brüllte der große, bedrohlich wirkende Mann. Henry hingegen, den Kopf mit einem Arm am Tisch abstützend, wirkte alles andere als bedrohlich. Manche würden ihn als klein und schmächtig bezeichnen, aber ich finde das klingt beleidigend, deshalb lasse ich diese Beschreibung zunächst vorweg. Die plötzliche Erschütterung die der Mann verursachte, riss Henry aus seinem Tagtraum, jedoch zuckte er wie viele andere es tun würden nicht zusammen. Sein leerer Blick glitt langsam von der Tür des kleinen Büros, in dem die Unterhaltung stattfand, zum Gesicht des anderen Mannes. Der gelangweilte Blick verwandelte sich sofort in Ernst, als er sich erinnerte wo er gerade war. „Das war das letzte Mal, hören Sie?“ sagte das Gorilla-ähnliche Wesen zu ihm und streckte dabei einen Finger aus, den Zeigefinger der rechten Hand natürlich, der kurz vor Henrys Nase hielt. Und um seiner Aussage Nachdruck zu verleihen, wiederholte er sich nochmal: „Das letzte Mal…“. Mit diesen Worten drehte er sich um, ging aus dem Büro und knallte die Tür hinter sich zu. Henrys Blick folgte dem Mann bis zu der Tür, wo er sich dann festsaugte. Nach einer Weile konnte man ein Seufzen von ihm vernehmen. Schließlich richtete er sich auf, was keinen großen Unterschied machte bei seiner Statur und drehte sich mit seinem drehbaren Bürostuhl um 180 Grad. Er fing an irgendwelche Akten aus irgendwelchen Aktenschränken zu durchwühlen, auf der Suche nach… nun ja, Henry wusste es selbst nicht. Irgendwann kam wieder jemand ins Büro, es war ein Mitarbeiter der Firma, der nur kurz seine Fingerknöchel mit einer bestimmten Geschwindigkeit gegen das Holz der Tür bewegte. Als die Knöchel die Tür erreichten, gaben Sie ein Geräusch von sich, was viele Menschen als eine Art „klopfen“ definieren würden. Das war vermutlich auch die Absicht des Mannes. Dieser war etwas größer als Henry, zumindest groß genug um nicht „klein“ genannt zu werden. Außerdem hatte seine Hautfarbe eine dunklere Färbung als die Henrys, was nahelegen könnte, dass seine Vorfahren nicht aus demselben Land wie Henry stammten, aber das ist wieder nur eine Vermutung. Nachdem er das Klopfgeräusch von sich gab, trat er weiter in das Büro ein. „Hey Mann, ich hab das mit dem Boss gehört, ganz schöner *****.., was?“ sagte er, doch die Frage am Ende war eher rhetorisch gemeint. Der Großteil aller Menschen würde von sich behaupten, dass der Vorgesetzte ein *****.. ist. Immerhin mussten die Vorgesetzten Autorität zum Ausdruck bringen und dadurch Druck auf ihre Untergeordneten ausüben. Und obwohl das einige von den Menschen wussten, fixierten sie sich auf die Tatsache, dass jeder Chef ein *****.. ist. Das führte natürlich zu Unterdrückung der Chefs, die sich oft Tage und Nächte lang an ihren Kissen ausheulen mussten um damit klar zu kommen, was sie doch für Ärsche sind. Henrys Vorgesetzter hat noch nie geweint. „Was willst du Ford?“ fragte Henry gelangweilt. „Du kommst schnell zur Sache, das mag ich an dir,“ sagte der farbige Mann in Henry’s Büro, der auf den Namen Ford zu hören schien. „Okay Mann, worauf steht Lucy mehr, auf Kino oder Theater?“ „Theater, sie war nie ein großer Film-Fan, sie hat imm-…“ –„Okay, danke Mann, wir sehen uns!“ rief Ford, der bereits auf dem Weg nach draußen war. „Achja und danke das du den Kopf für mich hingehalten hast!“. „Klar, kein Thema…“ murmelte Henry, doch in Wahrheit war ihm einfach die Lust danach vergangen, sich über irgendetwas zu beschweren. Nach drei weiteren Stunden, die relativ ruhig verliefen (Der Koch in der Bürokantine spuckte auf Henrys Essen, nachdem er ihn sah), kam schließlich der Feierabend für die meisten Angestellten, und so auch für Henry. Also machte er sich auf den Weg zum Firmenparkplatz und warf sich seine dunkelgraue Jacke, die zuvor über seinen Stuhl hing, über die Schulter. Er ging den langen Flur entlang, zu dessen beiden Seiten mehrere Türen in die Büros anderer Angestellter führten. Am Ende des Flurs betrat Henry den Fahrstuhl, der das mehrstöckige Gebäude etwas moderner gestaltete, aber um ehrlich zu sein war der Fahrstuhl das einzige moderne hier. Er und der Empfangsbereich unten im Erdgeschoss, falls jemand vorbei kommen und durch die Fenster schauen sollte. Henry war alleine im Fahrstuhl, endlich, dachte er sich. Er verschwendete nie viel Gedanken an andere Menschen, aber das hieß nicht dass er nicht erfreut wäre, wenn er alleine ist. Aber der Moment war nur von kurzer Dauer, da nach dem Betätigen des „EG“ Knopfes der Fahrstuhl sich bereits in Bewegung setzte und Henry vom dritten Stock schnurstracks in das Erdgeschoss brachte. Er verließ das vertikale Transportmittel, nickte der Empfangsdame zu und verließ letztendlich noch das Gebäude. Sein Fahrzeug war dort wo er es abgestellt hatte. Das war gut, aber nicht perfekt, da ein Zettel unter dem Scheibenwischer hing. Henry nahm den Zettel und warf einen kurzen Blick darauf. Es war eine Verwarnung wegen Parkens in Firmengelände. Die dritte diesen Monat. Er zerknüllte ihn, sah sich auf dem großen jedoch menschenleeren Parkplatz um, steckte das Knäuel in seine Jackentasche und stieg dann schließlich in seinen Wagen. Es war kein schönes Auto, aber es hatte 4 Räder und einen Motor, außerdem konnte man damit größere Strecken ohne Anstrengungen zurücklegen und das war es was es für Henry ausmachte. Hätte es diese letzte genannte Eigenschaft nicht, so kann ich euch versichern, hätte Henry den Wagen nicht erworben. Im Wagen steckte Henry den Zündschlüssel ins Schloss und drehte ihn herum, so dass der Motor startete. Er löste die Handbremse, die ein solches Geräusch erzeugte, wie ein sehr altes Tier das bereit war zu sterben, aber dennoch ab und zu einige Zeichen des Lebens von sich gab, obgleich sie sich schrecklich anhörten. Das Fahrzeug setzte sich rückwärts in Gang und machte eine Linkskurve, so konnte Henry den Wagen aus dem Parkplatz hinaus manövrieren. Er fuhr sehr langsam an den parkenden Autos vorbei, aber nicht langsam genug wie es offiziell vorgeschrieben war, aber an diese Regel hielt sich sowieso niemand, also war das Henry genauso egal. Der leicht übergewichtige Parkwächter, jener der Henry die Verwarnung anheftete, stand mit verschränkten Armen und einem ernsten Blick, ähnlich wie der von Henrys Vorgesetztem (was Henry nicht wusste war, das die beiden miteinander, auch wenn nur entfernt, verwandt waren, und der Parkwächter die Anstellung nur durch seinen Cousin, dem Chef der Firma, erhielt), neben der offenen Schranke. Henry warf ihm einen fragenden Blick zu, und in seinem Kopf stellte er sich nur eine Frage: „Wieso?“. Als er schon fast an ihm vorbei gefahren war, löste der Parkwächter die Verschränkung seiner Arme und streckte mit der rechten Hand Henry den Mittelfinger entgegen. Das war die einfachste Möglichkeit für den Parkwächter seinen völlig unbegründeten Hass gegenüber Henry auszudrücken. Henry sah die Geste, und ignorierte sie. Nach ein paar Links- und Rechtskurven kam Henry an eine rote Ampel, an der er sein Mobiltelefon aus der Tasche holte. Es war natürlich eingeschaltet, wieso sollte er es auch während der Arbeitszeiten einschalten? Intelligente Menschen wie Henry wussten, wann sie sich verbotene Dinge erlauben konnten, und wann nicht, und ein Handy das keine akustischen oder optischen Signale von sich gab, stellte keine Gefahr dar. Mit einer kleinen Bewegung seines Daumens erhielt er Zugriff auf die Hauptfunktionen des Geräts und suchte nun die Musikwiedergabefunktion. Während der aufregenden Suche warf er immer wieder kurze Blicke auf die Geschehnisse vor ihm, ob die Ampel umschaltete, oder die Fahrzeuge vor ihm sich in Bewegung setzten, oder eine Herde Rehe über die Kreuzung rannte. Da keins der genannten Szenarien Realität wurde, hatte Henry genügend Zeit dafür einen Musikstreamingdienst zu starten, um die Musik zu hören, die er am vorigen Abend für sich entdeckte, aber nicht genügend Zeit hatte sie illegal herunterzuladen und auf sein Musikwiedergabegerät zu kopieren. Er schaffte es gerade noch in der Applikation den „Zufällige Wiedergabe“ Button zu erwischen, bis er das Gerät plötzlich fallen lies, als Reaktion auf die Hupe, die direkt hinter ihm ertönte. Er richtete seinen Blick durch die Windschutzscheibe nach vorne, da das Gerät das die letzten 34 Sekunden seine gesamte Aufmerksamkeit bekam nun außer Sichtweite war, und sah eine leere Kreuzung vor sich, abgesehen von Fahrzeugen die Henry entgegenkamen und einer grünen Ampel. „Verdammt!“ rief Henry, obwohl er sich sehr sicher war das er alleine im Auto saß, und niemand seinen Verzweiflungsruf hörte. 7 Sekunden waren mittlerweile vergangen seit er seinem Mobiltelefon die Wiedergabe von Audiodateien befahl, doch aus den Lautsprechern ertönte noch nichts. Henry drückte die Kupplung mit voller Kraft nach unten, legte mit der rechten Hand den ersten Gang ein und gab Gas, doch sein Fahrzeug bewegte sich nur minimal nach vorne, stattdessen machte es Geräusche wie eine Herde sehr alter sterbender Tiere, bis es schließlich ganz verstummte. Henry sah sich verwirrt um. Die Handbremse!, dachte sich Henry. Warum zum Teufel hab ich die rein? Er drehte den Schlüssel im Zündschloss zurück und wiederholte das Anmachen des Motors, bis er schließlich sich fortbewegte. Mittlerweile haben zwei verärgerte Personenkraftwagenführer ihre Verärgerung über Henry zum Ausdruck gebracht während sie ihn auf der Gegenfahrbahn überholten, der Rest hinter ihm hupte weiter, bis er endlich losfuhr. Eine zehnminütigen Fahrt später kam er bei seinem Zuhause an, einem großen „Y-Haus“, wie es die Menschen so gerne nannten. Tatsächlich sah es aus größerer Entfernung und der Vogelperspektive aus wie ein großes und vor allem breites „Y“, aber nur ein großes, nicht wie ein kleines. Er parkte seinen Wagen eine Straße weiter, da ihm jemand den ihm zugewiesenen Parkplatz gestohlen hatte (natürlich im übertragenen Sinne, niemand klaut einen Parkplatz), aber das passierte mittlerweile so oft, das Henry den Parkplatz nicht mehr als den seinen ansah. Als er gerade aussteigen wollte bemerkte er, dass während der gesamten Fahrt kein einziges Geräusch aus dem Autoradio erklang. Bis er an der Haustüre ankam war es draußen schon dunkel geworden und er wusste das er nicht mehr viel von dem Tag zu erwarten hatte. Als er gerade den Schlüssel für die Haustür aus seiner Jackentasche kramte, sah er die junge attraktive Nachbarin aus dem Stockwerk unter ihm die Tür aufmachen. Sie hatte ein bezauberndes Lächeln, das Henry kurz zu sehen bekam als sie sich zu ihm drehte. Das Lächeln verschwand augenblicklich. Man konnte sehen, dass sie alles andere als interessiert an Henry war. Die Tür fiel hinter ihr zu, und Henry musste den Schlüssel, den er wieder ins Gewirr in seiner Jackentasche geschickt hatte, als er sah das jemand die Tür offen hielt, heraussuchen, und schnitt sich dabei an einem Stück Papier, das er wohl zuvor in seine Tasche gesteckt hatte. „Verflixt!“, murmelte Henry, doch wieder war niemand da um sein Leid zu kommentieren. Im siebten Stock und somit seiner Wohnung angekommen entledigte Henry sich seiner Jacke, die er stets auf der Arbeit trug, ansonsten hatte er nichts mit auf die Arbeit genommen, ¬¬heutzutage waren alle wichtigen Dokumente digital irgendwo abgespeichert auf optischen, magnetischen oder sonstigen Speichermedien. Vor zwei Jahren nahm Henry noch einen USB-Stick mit Arbeitsdokumenten mit auf die Arbeit, doch einfach gesprochen war er mittlerweile dafür zu faul ein 5 cm langes Plastikding mit sich rumzuschleppen. Er schickte sich die Dokumente nun selbst per E-Mail. Die Nudelsuppe die er sich kochte war schon fast kalt geworden, als er das Internet nach der nächsten Folge seiner neuen Lieblingsserie (die er ähnlich wie die neue Musik erst kürzlich für sich entdeckte, was aber nichts neues für Henry war, da er ausgesprochen leicht von neuen Dingen zu begeistern war) durchsuchte. Aber Nudeln kann man ja auch kalt essen, so dachte es sich zumindest Henry, das ist keine allgemeine Meinung. Sein Teller leerte sich langsam, während der Ladebalken des Videos sich langsam füllte, doch gerade zu dem Zeitpunkt als er das Video starten wollte, ging plötzlich der Strom aus, und somit das Licht in seinem Zimmer und sein Laptop, auf dem er sich die neue Folge ansehen wollte. „Warum sein Laptop?“ fragt ihr Euch? Eine berechtigte Frage. Das Gerät war alt, und der eingebaute Akku war schon vor einiger Zeit kaputt gegangen, aber Henry kam nie dazu einen Ersatz zu kaufen, weswegen das Gerät immer im Netzteilbetrieb lief. Nachdem das Licht ausgegangen war hielt Henry eine Zeit lang still, er gab weder einen Ton von sich noch bewegte er sich in irgendeiner Form, lediglich seine Brust hob sich bei jedem Atemzug, und senkte sich wieder, verstärkt durch den Schrecken der plötzlichen Dunkelheit. Irgendwann klappte er jedoch seinen Laptop zu und legte ihn neben dem Bett auf den Boden. Bereits vor dem plötzlichen Stromausfall hatte er sich bis zur Gürtellinie zugedeckt, nun entledigte er sich nur noch seinem Hemd das er noch trug, dann legte er sich zur Seite und zog dabei die Decke bis zum Hals. Mit weit geöffneten Augen starrte er an die Wand, wobei er das aber nicht wirklich beabsichtigte, da seine Augen noch an den hell erleuchteten Raum gewohnt waren und er somit nur die Dunkelheit anstarrte. Aber auch die Dunkelheit beabsichtigte er nicht anzustarren, er starrte nur in die Leere. Nach exakt 19 Minuten schlief Henry ein und einige Stunden später wachte er sogar wieder auf. Diesen Vorgang wiederholte er fast täglich. Ähnlich wie den Vorgang des „Frischmachens“ und der Nahrungsaufnahme. Das war für ihn bereits Routine, und jegliche Änderung in diesen Vorgängen würde nur unnötige Komplikationen mit sich führen. Henry mochte das einfach Leben, ohne sich über viele Dinge Gedanken machen zu müssen. Nach dem Auszug aus dem Elternhaus lebte der junge Henry eine Zeit alleine, doch nach wenigen Monaten lernte er jemanden kennen und zog mit besagter Person zusammen, was jedoch nicht lange währte und er sich wieder eine Bleibe suchen musste. Dort wohnt er nun seit zufälligerweise exakt einem halben Jahr, was sechs Monaten entspricht. Das war aber Henry nicht bewusst, und selbst wenn hätte es ihn nicht sonderlich interessiert, da er mit der Information absolut nichts anfangen könnte, außer das sie wieder alte Erinnerungen an andere Zeiten weckte. Statt in Erinnerungen zu schwelgen machte sich Henry auf den Weg zur Arbeit, wo er auch ankam nach einer vergleichsweise ruhigen Autofahrt. Wieder parkte er auf demselben Parkplatz neben demselben Gebäude, ging denselben Fußweg und grüßte dieselbe Empfangsdame mit demselben gefälschten Lächeln wie jeden Tag, ehe er im Fahrstuhl verschwand. Wieder entstieg er dem dieses Mal relativ vollen Fahrstuhl im dritten Stockwerk, und begab sich in sein kleines Büro, und fing an bestimmte Tätigkeiten auszuführen, für die er jeweils einmal im Monat bezahlt wurde. Die Tür öffnete sich, und jemand streckte seinen Kopf durch den Spalt zwischen der leicht geöffneten Tür und der Bürowand. Es war der Kopf einer Frau, die weder die Dame am Empfang noch jene Nachbarin Henrys und somit neu eingeführt wurde, als sie Henry jedoch sah reagierte sie aber ähnlich wie letztere. Der zuvor glückliche Gesichtsausdruck wich plötzlicher Erkenntnis, einen Fehler getan zu haben. „Ups!“ murmelte sie nur kurz und verschwand gleich wieder. Henry, der dem Geschehen aufmerksam folgte, sprang von seinem Stuhl auf und rief „Warte! Lucy ich will mit dir reden!“. Er versuchte die Frau einzuholen, doch als er seinen Kopf aus dem Büro streckte konnte er sie nirgends entdecken. Der lange Gang war voll von verschiedensten Menschen, aber keine davon war sie, das hätte er sofort bemerkt. Ein Seufzen konnte von ihm vernommen werden als er seinen Kopf gen Boden senkte und er die Tür hinter sich wieder schloss. Im Büro nebenan konnte man lautstark die Stimme von Henrys Vorgesetztem hören. Er sprach gerade mit einem Arbeitskollegen von Henry, was dieser aber nur passiv verfolgte, bis er seinen Namen hörte. „Ja er ist heute hier“, sagte die andere Stimme. „Ah gut, ausgezeichnet, hoffentlich hat er den Bericht fertig.“ Da erstarrte Henry wieder. Der Bericht, dachte er. Wie konnte er ihn nur vergessen? Der Grund weswegen sein Vorgesetzter ihn so anbrüllte. Wieder einmal driftete Henry in Gedanken ab, was ihm tatsächlich noch zum Verhängnis wurde. Noch ehe er einen einzelnen Schritt aus dem Nachbarbüro hörte, verließ Henry bereits sein Büro und lief den langen Gang entlang. Die Augen weit aufgerissen und Schweiß von seiner Stirn tropfend lief er in einem immer schneller werdenden Gang geradeaus, an all den arbeitenden Menschen vorbei. Plötzlich, eine Stimme hinter ihm. „Henry! Wo wollen Sie hin?“. Es war sein Boss. Henry drehte sich nicht um oder blieb stehen, er lief weiter. Erst als eine Bürotür halb offen stand packte ihn für den Bruchteil einer Sekunde die Neugier und er warf beim Gehen einen Blick hinein. Was sich ihm offenbarte war sein Arbeitskollege Ford und die Frau von vorhin die miteinander redeten. Fords Blick war in Richtung der Tür ausgerichtet, weswegen er Henry beim Vorbeigehen sah und seine Miene änderte sich von einem Mal von „unerwartete aber trotzdem schöne Überraschung“ zu „Es tut mir Leid, Mann“. „Sofort stehen bleiben!“ brüllte Henrys Vorgesetzter nun. Die Leute um Henry schreckten zusammen und warfen den beiden überraschte Blicke zu, doch das bekam Henry nicht mehr mit als er in den Fahrstuhl stieg. Als er stehen blieb drehte er sich um und konnte zwischen den beiden sich schließenden Türen seinen Boss sehen, der auf ihn zu hetzte. Der Mann neben ihm bemerkte die Situation wohl nicht, da er, anders als Henry, völlig gelassen wirkte. „Wo müssen Sie hin?“ fragte er Henry, dieser antwortete: „Hoch“. Für die meisten Leute wäre das keine zufrieden stellende Antwort gewesen, und vermutlich war dieser Mann auch von Henrys Aussage sehr verwirrt, aber er stellte keine weiteren Fragen. Der Fahrstuhl setzte sich wieder einmal in Bewegung, auf dem siebten Stock entstieg der Fremde, Henry jedoch fuhr weiter nach oben. Auf dem neunten Stockwerk hielt der Fahrstuhl an, aber nicht weil er keine Lust mehr hatte, sondern weil dies die oberste Grenze für alle Fahrstühle war. Das stellte Henry aber nicht zufrieden, da er hoch hinaus wollte, und so nahm er auf dem neunten Stock die Feuertreppe um hoch auf das Dach zu kommen. Oben angekommen blendete ihn zunächst das helle Sonnenlicht, und reflexartig hob er eine Hand vor die Augen um sich zu schützen, während er noch immer in einem nun langsamer werdenden Gang einen Fuß vor den anderen setzte. Er verspürte noch nicht das Bedürfnis danach stehen zu bleiben, stattdessen versuchte er sich vorzustellen wie sehr er das morgen bereuen könnte was er nun vorhatte zu tun. Doch noch bevor er mögliche Szenarien wie das Gespräch mit seinem Vorgesetzten ausgehen könnte sich hätte vorstellen können, stand er bereits auf der Brüstung des einigermaßen hohen Gebäudes, welches seit Jahren seine Arbeitsstelle darstellte. Eigentlich hatte er sich vorgenommen sich an der frischen Luft erst einmal noch Gedanken über eine solche Tat zu machen, jedoch hatte er außer Acht gelassen das seine Geschwindigkeit noch nicht genug abgenommen hatte, und er einen weiteren Schritt machte, der aber keinen Widerstand empfing und Henry somit vornüber fiel, und die neun Stockwerke nach unten auf den harten Betonboden fiel, welcher ihm einige Knochen brach und innere Organe zerquetsche. Henry starb und ein paar Leute staunten nicht schlecht, die den Gefallenen betrachteten, und irgendwo schrie eine Frau laut auf.
Kapitel 2: Der Astronaut (vorläufiger Titel)
Es war als würde er aus einem tiefen Schlaf erwachen, aber als er die große schwarze Leere vor sich sah, erinnerte er sich an alles, und der erste Gedanke der ihm durch den Kopf raste war, das er überlebt hat. Viele Menschen würde ein solcher Gedanke in eine freudige Stimmung versetzen, ihn hingegen nicht. Bei dem was er vorhatte, hatte er nicht beabsichtigt zu überleben, weshalb seine Reaktion auf diese Tatsache alles andere als freudig war. Er erwartete jeden Moment unglaubliche Schmerzen die ihn in eine Ohnmacht versetzen würden, und sobald er aufwacht würde er in einem Krankenhausbett aufwachen, neben ihm ein Psychologe oder ein Polizist, vielleicht beides, aber auf jedem Fall eine hohe Krankenhausrechnung. So einen Sturz zu überleben müsste unmöglich sein. Gerade als er diesen Gedanken vollendete, bemerkte er, dass es keine vollkommene Leere war. Er sah Sterne. Hatte er die ganze Nacht hier herumgelegen? Nein, er stand. Er sah an sich herunter, und bemerkte dass er in einem dicken weißen Anzug eingepackt war, mitsamt Helm. Ein Raumanzug. Der Boden unter ihm war staubig und grau, er hörte keinen einzigen Ton. Er sah wieder nach oben und ihm fiel auf, dass er nicht auf der Erde war. Er wollte auf die Knie fallen und sich den Kopf halten, aber da ersteres ihm ungewöhnlich langsam vorkam und letztes nicht möglich war, wurde ihm übel. In dem Moment, in dem seine Knie den Boden berührten, übergab er sich innerhalb seines Helms. Sein erbrochenes war überdurchschnittlich flüssig, ein Teil bedeckte die untere Seite seines Visiers, der andere Teil lief nach unten und verteilte sich im Anzug. Er fing an zu schreien. Zwar war ihm nicht bewusst warum, aber das hielt ihn nicht davon ab es dennoch zu tun. Eine Stimme meldete sich über Funk: „David, alles in Ordnung mit dir?“ Es war eine Frau.
David hörte auf zu schreien. Er weinte aber bitterlich. Was gerade um ihn herum geschah war zu viel für ihn. Er hatte niemals erwartet, die Erde von außerhalb zu betrachten, und doch sah er sie gerade vor sich. Eine Kugel aus weiß und blau erstreckte sich vor ihm, sie wirkte so nah aber doch so fern. Der Geruch seines Erbrochenem kroch in seine Nase und lies ihn fast noch einmal sich übergeben, aber es war nichts mehr da was hätte rauskommen können. Er drehte seinen Kopf so gut es ging nach hinten, dort kam eine Person in demselben weißen Anzug und dem Helm und dem verspiegeltem Visier auf ihn zugehüpft. Es war eine interessante Mischung aus Laufen und Springen, die David wahrscheinlich gerne weiter beobachtet hätte, aber das Erbrochene und die Tränen in seinen Augen verschlechterten ihm die Sicht, weswegen er sich stattdessen dafür entschied, wie ein Holzklotz umzufallen. Nun ja, wie ein Holzklotz in einem anderen Gravitationsumfeld.
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"Wenn sie mir gesagt hätte, dass es 15 Jahre sein würden, wäre es dann leichter für mich gewesen?"
Zuletzt geändert von Birnengulasch am So 17. Mai 2015, 00:29, insgesamt 1-mal geändert.
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